Rückblick Teil 3 - Auf eigenen Beinen stehen

Das Kaffeerösten war spannend und faszinierend, doch wir merkten ziemlich schnell, dass die Rösterei, wo wir uns einmieten durften, nicht die Möglichkeiten bot, welche wir suchten. Der Probat UG22 war mit einer 10kg Minimum-Charge für unsere Bedürfnisse klar zu gross und die Maschine war technologisch sehr rudimentär ausgestattet. Der UG22 ist zweifellos eine der besten Röstmaschinen und wird in renomierten Röstereien rund um den Globus eingesetzt. Nur war dieses Exemplar seit der Installation vor einem gefühlten halben Jahrhundert nie auf einen neueren Stand der Technik gebracht worden.
Wir suchten also nach einer kleineren Röstmaschine, die unsere Bedürfnisse nach Flexibilität in der Batch-Grösse erfüllte und an welcher wir die für die Röstung massgeblichen Parameter präzise steuern konnten. Zu der Zeit (im Jahre 2010) war es nicht so einfach wie heute, einen kleinen Röster zu finden. Die alten Probats waren alle von kleinen Röstereien in den USA, Kanada und Australien aufgekauft worden und so reduzierte sich unsere Auswahl auf einen Giesen oder Diedrich Röster.
Wir entschieden uns für den Diedrich IR12 wegen seiner Flexibilität punkto Batch-Grösse und Präzision der verschiedenen Parameter wie Energie und Luftzufuhr. Dies war noch die Ära vor Cropster, heute die massgebende Data-Logging Software im Röstbereich, also ging das Röstkurven-Monitoring noch von Hand. Aber wir hatten Einblick und eine gute Kontrolle über die Abläufe in der Rösttrommel.
Kamin und Energiezufuhr waren im Sommer 2011 bereit und so stand bald nichts mehr im Wege, spannende Kaffees mit helleren Röstprofilen zu rösten. Zu der Zeit gab es nur wenige Vorbilder für modernes Rösten in der Schweiz und die zugänglichen Ressourcen im Zusammenhang mit Rösten waren erst in Entwicklung. Nichtsdestotrotz wagten wir uns auf diesen Weg und haben dabei viel gelernt - auch wenn wir uns hie und da den Kopf an Wand und Decken angeschlagen haben.